Auftakt der Arbeiten auf dem Schulacker im Frankfurter Grüngürtel für die beiden 5. Klassen der DHS
Begeistert haben die Kinder mit der Feldarbeit angefangen: Es wurde eine Trockenholzhecke angelegt, ausgesäht und Samenbomben
hergestellt.
Viermal Salat, dreimal Spitzkohl und viermal Brokkoli: fleißig suchen bei schönstem Frühlingswetter acht Schüler*innen der Klasse 5a aus den vielen Tabletts mit den kleinen Töpfchen die richtige Anzahl der entsprechenden Setzlinge heraus. Was ist denn eine geringelte Beete? Kohlrabi gibt es auch in blau? Beim Discounter um die Ecke findet man die nicht! Warum sind noch keine Kürbispflänzchen dabei? Auch Tomaten fehlen noch! Nicht nur die Kinder, auch die Klassenlehrerin Alexandra Scherle und die Jugendhilfefachkraft Sarah Wichmann können hier noch Einiges dazulernen. Nebenbei üben alle auch noch einige italienische Vokabeln: Italienischlehrerin Deborah Magno und die bilinguale Italienischgruppe übersetzen: „la melanzana“ ist die Aubergine und „l’insalata“ ist der Salat. Einige Schüler*innen inspizieren die Parzelle zusammen mit Frau Hucke, der Mitarbeiterin der über die Grenzen Frankfurts bekannten Gärtnereifachfrau Anja Jung und gleichzeitig Verpächterin der Parzelle, es werden Kartoffeln verbuddelt und Steckzwiebeln gesetzt. Eine andere Gruppe bearbeiten zusammen mit Marvin Neugebauer von der Jugendhilfe werden Äste und Zweige mit den Heckenscheren bearbeitet und zu einer Trockenmauer aufgeschichtet. Zum Glück hat die Parallelklasse in der Woche zuvor mit ihrem Klassenlehrer Hajo Trefz schon vorgearbeitet: Das nötige Material liegt schon bereit – die unterste Schicht wurde schon angelegt.
Bei eher kühlerem Wetter mit nächtlicher Frostgefahr noch eine Woche zuvor,
wurden von den Schüler*innen der Klasse 5b zusammen mit Frau Jung Samen für neue Setzlinge im Gewächshaus eingepflanzt und sorgsam die Samenbomben, die später um die Schule herum verteilt wurden,
geknetet.
Nicht nur die Förderschullehrerinnen Christiane Hagner und Steffi Schrauff, staunen begeistert über die hochmotivierten kleinen Feldmäuse der Klassen 5a und 5b. Jedes Kind arbeitet mit seinen
Stärken und Potentialen – ob mit oder ohne Förderbedarf.
Nach der nicht folgenlos gebliebenen Coronazeit, bei der nicht nur Fachwissen, sondern vor Allem auch soziales Miteinander größtenteils auf der Strecke geblieben ist, muss die Jugendhilfe keine
auf den Klassenraum beschränkte Vorbereitung treffen: hier gilt - im wahrsten Worte – der (Hin- und Rück-)Weg und die Gemeinschaft und Organisation auf dem Acker ist das Ziel.
Auf Initiative von Nikolaus A. Nessler, Kunstlehrer und -experte und freischaffender Künstler hat sich
die Deutschherrenschule, unter der Leitung von Schulleiterin Verena Behr und Konrektor Daniel Länge dazu entschlossen, ab den Osterferien 2023 im 14-tägigen Wechsel das Klassenzimmer der Klassen
5a und 5b auf den Schulacker in Mitten der Grüne-Soße-Felder zu verlegen.
Wie könnte man das Biologiethema „Kartoffel“ besser erarbeiten, das im Bildungsplan des Faches Erdkunde geforderte Thema „Trennung von Daseinsgrunfunktionen in einer Stadt“ erfahren, soziale
Wahrnehmungsfähigkeit stärken und lernen Arbeitsprozesse zu organisieren, wie sie im Fach Arbeitslehre thematisch auf dem Plan stehen.
Flächenmaße berechnen und Größenvorstellungen entwickeln, machen definitiv mehr Spaß auf dem Schulacker als im Klassenraum 106 oder 202. Und das Fach Kunst? Das Kunst nicht mit dem Malen von Bildern oder der Kenntnis von Künstlerbiografien endet, erklärt Nikolaus A. Nessler: Bedeutende Künstler nutzen die Natur, Gärten und Landschaften zur Anschauung, Künstler wie Joseph Beuys fordern darüber hinaus, an der „Gestaltung der Wirklichkeit“ teilzunehmen. Damit dies gelingt, können sich Schüler*innen auf dem Acker die Ästhetik der Empathie und des sozialen Verhaltens erproben und entwickeln.
Selbstverständlich wird der Schulacker auch wissenschaftlich begleitet: die Lehramtsanwärterin Eva Trogisch, mit den Fächern Erdkunde und Deutsch, verfasst ihre Facharbeit zum 2. Staatsexamen
über das Projekt und hat vor, eine ihrer Lehrproben im Klassenzimmer auf dem Acker durchzuführen. Das im Bildungsplan des Faches Erdkunde geforderte methodische Grundprinzip der „realen
Begegnung“ und der Vermittlung der „Raumverhaltenskompetenz“ werden somit in ihrer Umsetzung evaluiert und analysiert.
In den folgenden Wochen und Monaten wurden und werden sich viele fleißige Hände um das optimale Wachstum der Pflanzen zu kümmern. Schließlich freuen sich alle schon auf eine (hoffentlich) reiche Ernte, die in der Schulküche dann verarbeitet und verkostet werden soll.